Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg

Achtung: Dies ist ein Artikel des alten Internetportals!

Zur aktuellen Webseite gelangen sie hier
 

 Gentechnik und Lebensmittel -
Weiterhin fast keine kennzeichnungspflichtigen Produkte am Markt


 

Auch nahezu ein halbes Jahr nach Einführung der neuen europäischen Kennzeichnungsregelungen für gentechnisch veränderte (gv) Lebensmittel und Futtermittel wurden praktisch keine kennzeich- nungspflichtigen Lebensmittel am Markt angetroffen.

Aktuelle Untersuchungsergebnisse seit Einführung der Kennzeichnungsregelungen

Für die Untersuchung auf gentechnisch veränderte Lebensmittel ist in Baden-Württemberg das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg zuständig.

Hier wurden im Jahr 2004 bisher 268 Lebensmittelproben - davon 127 seit Inkrafttreten der neuen Regelungen - auf Bestandteile aus gv-Lebensmitteln untersucht. Aus den Ergebnissen ist eine Trendwende jedoch noch nicht abzulesen. Zwar ergaben sich bei 34 % aller Soja- und 40  % aller Maisproben positive Befunde, allerdings handelte es sich hierbei - wie auch im Vorjahr - fast ausschließlich um Spurenanteile unter 0,1  %. Lediglich bei einem importierten Nudelerzeugnis wurden hohe Anteile an gentechnisch veränderter Soja festgestellt.

Viele Proben stammten von Lebensmittelrohstoffen und wurden zumeist in aufwändigen Verfahren am Beginn der Produktionskette bei den wichtigsten in Baden-Württemberg ansässigen Betrieben erhoben. Auch der Handel wurde eingehend auf das entsprechende Warenangebot überprüft.

 

Abbildung: Positive Proben - Verteilung der GVP-Anteile

 unter 0,1 % GVP      0,1 bis 0,9 % GVP      über 0,9 % GVP

Überprüfung von Lebensmittelbetrieben

Die neuen Kennzeichnungsregelungen erfassen auch Produkte, bei denen ein Nachweis der gentechnischen Veränderung nicht möglich ist. Ob diese Produkte tatsächlich nicht aus gv-Rohstoffen stammen, kann deshalb nur in den Lebensmittelbetrieben überprüft werden. Seit April wurden in einem Schwerpunktprogramm nahezu alle wichtigen Hersteller in Baden-Württemberg gezielt überprüft. Besonders bei global tätigen Lebensmittelkonzernen waren die Konzepte und Systeme zur Vermeidung von gv-Lebensmitteln zumeist gut durchdacht.

Dennoch wurde bei nahezu jedem Betrieb Verbesserungsbedarf gesehen, um aus dem teilweise erheblichen Aufwand noch größeren Nutzen zu ziehen. So erwies sich bei Importen von analytisch nicht überprüfbaren Soja-, Mais- und Rapsprodukten aus Übersee die Kontrolle als sehr schwierig. Hier vermochten allenfalls sogenannte Herkunftssicherungs-(IP)-Systeme mit begleitenden Kontrollen beginnend beim Saatgut durchweg zu überzeugen.

Analysen (fast) ohne Wert

Viele Lebensmittelbetriebe lassen ihre Erzeugnisse weiterhin mit ungeeigneten Methoden oder am falschen Produkt überprüfen. Werden Lebensmittelzutaten wie Glucosesirup, Sojawürze oder teilweise auch Sojalecithine untersucht, so resultieren grundsätzlich negative Befunde, auch wenn die Rohstoffe (Maiskörner, Sojabohnen) gentechnisch verändert waren. Diese Materialien enthalten nur sehr wenig Erbsubstanz von der Pflanzenart, aus der sie gewonnen wurden. Daher können die Nachweise der gentechnischen Veränderungen oft nicht ausreichend sensitiv durchgeführt werden. In solchen Fällen müssen Untersuchungen quantitativ durchgeführt werden. Die Laboratorien können so ermitteln, ob eine Überprüfung des Grenzwertes von 0,9 % im Produkt überhaupt möglich ist.

Wenn dies nicht möglich ist, kann nur eine detaillierte Rückverfolgung über den Lieferanten zum Rohstoff Aufschluss bringen. Am aussagekräftigsten sind Untersuchungsergebnisse, die bei repräsentativ beprobten Rohstoffen (z.B. beim Stärke- , Speiseöl- oder Lecithinproduzenten) erhalten wurden und sich auf die verwendete Charge des damit hergestellten Produktes beziehen.

Ausblick: Weitere Entwicklung bleibt abzuwarten

Mit Spannung zu erwarten ist besonders die Entwicklung bei der weltweit wichtigsten Ölpflanze, der Sojabohne: Im Hauptanbauland, den USA, wurden 2004 weit über 80 % gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut; es ist nicht auszuschließen, dass der Bedarf an herkunftsgesicherter "non-GMO"- Ware das Angebot in den nächsten Monaten übersteigt. Betroffen wären im Lebensmittelbereich insbesondere Sojaöle, Sojalecithin und Würzen.

Weitere Informationen

Gentechnik in Lebensmitteln
Fachartikel

Zurück