Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg

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Nachweis von gentechnisch verändertem Reis - aktuelle Untersuchungsergebnisse

 

Verdachtsmomente, dass sich nicht zugelassener, gentechnisch veränderter Reis auch auf dem deutschen Markt befindet, wurden Ende August publik. US-Langkornreis sowie chinesische Reisprodukte sollten betroffen sein.

Etikett einer korrekt deklarierten Sojapaste

Reis wird bereits seit 2005 stichprobenweise auf gentechnisch veränderte Anteile untersucht, allerdings mit Schwerpunkt auf Reis asiatischer Herkunft. Bisher gab es nur dort Anhaltspunkte für einen verstärkten, möglicherweise illegalen Anbau von gentechnisch verändertem Reis in größerem Umfang. Die Untersuchungen ergaben jedoch keine auffälligen Befunde bei den in Asia-Shops und -Lokalen anzutreffenden Reisprodukten.

Aufgrund der aktuellen Entwicklung wurden seit Anfang September in Baden-Württemberg die Untersuchungen bei Langkornreis mit US-amerikanischer Herkunft sowie bei Reisnudeln aus China wesentlich verstärkt. Mittlerweile wurden knapp 150 Proben untersucht, und der Verdacht hat sich bei einigen Erzeugnissen bestätigt (s. Grafik).

Untersuchungsergebnisse

In insgesamt 21 von 148 Proben wurden Verunreinigungen durch nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Reis festgestellt. Die Verunreinigungen bewegten sich zwar durchweg im sehr niedrigen Spurenbereich, aber derzeit sind selbst Spuren an nicht zugelassenem gentechnisch verändertem Reis verboten.

Abbildung: Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse

Diagramm: Untersuchungsergebnisse von Reis

US-Langkornreis

Bei Qualitätskontrollen bei einem der größten US-amerikanischen Reishersteller wurden Anfang des Jahres Verunreinigungen durch nicht zugelassenen, gentechnisch veränderten herbizidresistenten "LibertyLink"-Reis (LL601) festgestellt. Im August informierte die für die Entwicklung der Sorte LL 601 verantwortliche Firma Bayer Crop Science die Öffentlichkeit über mögliche Verunreinigungen in US-Langkornreis.

Nach wie vor ist die Ursache der Verunreinigung noch nicht geklärt. Möglicherweise ist es bereits im Jahr 2003 in einer Reisforschungsstation der Universität Louisiana bei sogenanntem Basis-Saatgut zu einer Verunreinigung mit LL 601 gekommen. Da dieses Basis-Saatgut zur Herstellung von großen Mengen verschiedener Saatgutsorten verwendet wird, kam es wahrscheinlich zu einer Verunreinigung größeren Ausmaßes, allerdings auf sehr niedrigem Niveau (geschätzt 6 von 10.000 Körnern).

Die bisherigen Untersuchungen bestätigten den Verdacht. In bisher 18 Proben, darunter 14 Proben mit deklarierter US-Herkunft, wurde LL601 Reis in geringen Anteilen unter 0,05 % nachgewiesen. Der hohe Anteil positiver Proben von 55% bei US-Reis erklärt sich auch durch die gezielte Auswahl verdächtiger Produkte; teilweise wurden verschiedene Chargen desselben Erzeugnisses beprobt. Dennoch deutet sich an, dass möglicherweise viele Produkte solche geringfügigen Kontaminationen durch LL 601 aufweisen.

Das Überwachungsprogramm wird deshalb in Baden-Württemberg vor allem bei Großverteilern und Herstellern weiter fortgesetzt.

Chinesische Reisnudeln

In China wird bereits seit einigen Jahren intensiv an der Entwicklung von gentechnisch veränderten Reis-Linien gearbeitet, die durch ein zusätzliches Protein aus einem Bakterium (Bacillus thuringiensis-Toxin) resistent gegen Schadinsekten gemacht wurden. Dieser Bt-Reis wurde in größerem Umfang in China im Freiland getestet, aber noch nicht für Lebensmittelzwecke zugelassen (http://www.transgen.de/datenbank/pflanzen/64.doku.html).

In Baden-Württemberg wurden im September Asia-Läden intensiv auf entsprechende Produkte hin überprüft. Insgesamt wurden bei 3 von 25 Proben verschiedener Reisnudel-Erzeugnisse Spuren an nicht zugelassenem Bt-Reis festgestellt. Die beiden betroffenen Erzeugnisse wurden relativ selten in Asia-Märkten angetroffen, es handelt sich also eher um "Exoten".

Informationen zum Analysenverfahren

Die jetzt nachgewiesenen Verunreinigungen durch gentechnisch veränderten Reis liegen im sehr geringen Spurenbereich von unter 0,05 %. So gilt beispielsweise für zufällige und technisch unvermeidbare Verunreinigungen durch zugelassene gentechnisch veränderte Pflanzen ein Kennzeichnungsschwellenwert von 0,9 %. Erst über 0,9 % sind gentechnische Veränderungen definitiv zu kennzeichnen.

Der Nachweis erfolgte sowohl bei US-Reis als auch bei China-Reis durch sogenannte Screening-Verfahren. Zusätzlich wurde jede US-Reis-Probe mit der jetzt zur Verfügung stehenden, für LL 601 Reis spezifischen Methode geprüft. Jede Probe asiatischer Herkunft wurde zusätzlich mit dem Verfahren für Bt-Reis untersucht.

Zuvor haben eigene Untersuchungen bestätigt, dass die bereits seit 2005 verwendeten Screening-Verfahren in der Lage sind, die jetzt festgestellten geringen Verunreinigungen an LL601 bzw. Bt-Reis sicher zu erfassen.

Weitere Informationen zum Analysenverfahren:

Schwieriger Nachweis und uneinheitliche Ergebnisse


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